Eine aktuelle Studie zeigt deutlich: Länder wie Schweden, die Daten aus verschiedenen Bereichen - etwa dem Arbeitsmarkt und dem Gesundheitswesen - verknüpfen können, haben einen entscheidenden Vorteil, wenn es darum geht, gezielte Maßnahmen zu setzen.
Ein Forschungsteam des Complexity Science Hub untersuchte zusammen mit Wissenschafter:innen aus Schweden, Dänemark und den Niederlanden, inwiefern psychische und somatische Erkrankungen die Integration in den Arbeitsmarkt beeinflussen und ob es hier einen Unterschied zwischen geflüchteten und in Schweden geborenen jungen Erwachsenen gibt.
“Insgesamt analysierten wir die Daten von 41.516 geflüchteten und 207.729 in Schweden geborenen Menschen im Alter von 20 bis 25 Jahren in den Jahren 2012 bis 2016”, erklärt Jiaying Chen vom Complexity Science Hub und der Medizinischen Universität Wien.
“Insgesamt analysierten wir die Daten von 41.516 geflüchteten und 207.729 in Schweden geborenen Menschen im Alter von 20 bis 25 Jahren in den Jahren 2012 bis 2016”, erklärt Jiaying Chen vom Complexity Science Hub und der Medizinischen Universität Wien.
MULTIMORBIDITÄT IST RISIKO FÜR ARBEITSLOSIGKEIT
In beiden Gruppen wirkt sich Multimorbidität (das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer Erkrankungen) negativ auf die Chancen am Arbeitsmarkt aus. Sowohl mentale als auch somatische Erkrankungen stellen ein Risiko dar, dass die Arbeitsmarktintegration nicht gelingt.
Dieser Effekt tritt allerdings bei geflohenen jungen Menschen stärker auf. Sie haben ein höheres Risiko, arbeitslos zu sein und arbeitslos zu bleiben, als jene, die in Schweden geboren wurden. Der stärkste Risikofaktor für eine Marginalisierung am Arbeitsmarkt ist jedoch der Flüchtlingsstatus per se, so die Ergebnisse der Studie.
Dieser Effekt tritt allerdings bei geflohenen jungen Menschen stärker auf. Sie haben ein höheres Risiko, arbeitslos zu sein und arbeitslos zu bleiben, als jene, die in Schweden geboren wurden. Der stärkste Risikofaktor für eine Marginalisierung am Arbeitsmarkt ist jedoch der Flüchtlingsstatus per se, so die Ergebnisse der Studie.
BEI DIAGNOSE BEREITS SCHWERER ERKRANKT
Geflohene haben zudem eine geringere Chance auf Erwerbsunfähigkeitspension. Während 7,2 Prozent der jungen Schweden mit psychischen Erkrankungen die Erwerbsunfähigkeitspension erhalten, profitieren nur 5,5 Prozent der Geflohenen davon.
“Dabei handelt es sich um ein sehr robustes Ergebnis, das bereits in vielen Studien untermauert wurde”, erklärt Peter Klimek vom Complexity Science Hub. “Es lässt darauf schließen, dass Flüchtlinge, die häufig massive Traumata erlebt haben, einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem haben. Dies impliziert, dass sie häufig erst einen höheren Schweregrad aufweisen müssen, bevor eine Erkrankung diagnostiziert wird”, so Klimek.
Die schlechtere Arbeitsmarktintegration könne deshalb auch dadurch verstärkt werden, dass zum Zeitpunkt der Diagnose bereits ein schlechterer Gesundheitszustand bestehe. “Mit gezielten Public Health-Maßnahmen, um diese Gruppe gezielt anzusprechen und behandelnde Ärzt:innen zu sensibilisieren, könnte Schweden eine Verbesserung der Situation bewirken”, erklärt Ellenor Mittendorfer-Rutz vom schwedischen Karolinska Institutet, die das Projekt koordinierte.
TRUMPFKARTE AUSGEBAUTE DATENLANDSCHAFT
In Österreich könnten ähnliche Erkenntnisse gar nicht gewonnen werden. Aufgrund unterschiedlicher Sozial- und Gesundheitssysteme, sowie den unterschiedlichen Herkunftsgebieten von Geflohenen, beschreiben die Ergebnisse dieser Studie die Situation in Schweden. Sie können aber nur bedingt auf andere Länder übertragen werden.
Eine gute Dateninfrastruktur für Forschungszwecke ist dabei von entscheidender Bedeutung. In Schweden, Finnland und Dänemark existieren bereits ausgebaute Registerlandschaften, die es ermöglichen, etwa Gesundheitsinformationen, Arbeitsmarktinformationen und Flüchtlingsstatus zentral zu verknüpfen und sicher auszuwerten. So können Forschende das Zusammenspiel dieser drei Faktoren analysieren.
Eine gute Dateninfrastruktur für Forschungszwecke ist dabei von entscheidender Bedeutung. In Schweden, Finnland und Dänemark existieren bereits ausgebaute Registerlandschaften, die es ermöglichen, etwa Gesundheitsinformationen, Arbeitsmarktinformationen und Flüchtlingsstatus zentral zu verknüpfen und sicher auszuwerten. So können Forschende das Zusammenspiel dieser drei Faktoren analysieren.
IN LÄNDERN WIE ÖSTERREICH NICHT MÖGLICH
Die Erkenntnisse daraus unterstützen Entscheidungsträger:innen, um gegebenenfalls Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu ergreifen - etwa Strategien zur Förderung der Eingliederung und Beteiligung von jugendlichen Geflohenen am Arbeitsmarkt umzusetzen, die soziale Benachteiligung innerhalb der Flüchtlingsbevölkerung zu verringern und möglicherweise die wirtschaftliche Stabilität dieser Länder zu verbessern.
“In Österreich könnte eine ähnliche Studie nicht durchgeführt werden. Einerseits fehlen vollständige Daten. Beispielsweise gibt es keine Diagnoseerfassung im niedergelassenen Bereich. Und andererseits werden Daten in verschiedenen Bereichen unterschiedlich pseudonymisiert, weshalb sie nicht verknüpft werden können”, erklärt Klimek.
“In Österreich könnte eine ähnliche Studie nicht durchgeführt werden. Einerseits fehlen vollständige Daten. Beispielsweise gibt es keine Diagnoseerfassung im niedergelassenen Bereich. Und andererseits werden Daten in verschiedenen Bereichen unterschiedlich pseudonymisiert, weshalb sie nicht verknüpft werden können”, erklärt Klimek.
ZUR STUDIE
Die Studie “Association of common mental disorders and related multimorbidity with subsequent labor market marginalization among refugee and Swedish-born young adults” wurde kürzlich im Fachjournal Frontier in Public Health veröffentlicht.
Die Studie “Association of common mental disorders and related multimorbidity with subsequent labor market marginalization among refugee and Swedish-born young adults” wurde kürzlich im Fachjournal Frontier in Public Health veröffentlicht.
ÜBER DEN COMPLEXITY SCIENCE HUB
Der Complexity Science Hub (kurz: CSH Vienna) wurde mit dem Ziel gegründet, Big Data zum Nutzen der Gesellschaft einzusetzen. Der CSH Vienna bereitet unter anderem große Datensätze systematisch und strategisch so auf, dass Auswirkungen von Entscheidungen in komplexen Situationen vorab getestet und systematisch bewertet werden können. Damit liefert der Complexity Science Hub die Grundlagen für eine evidenzbasierte Politik. https://www.csh.ac.at