Derzeit kommt es weltweit verstärkt zu Lieferengpässen von Antibiotika. Eine Studie des neu gegründeten Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) in Zusammenarbeit mit dem Complexity Science Hub entschlüsselt nun die Ursachen für den derzeitigen Mangel. Allen voran, die zunehmende Konzentration der Produktion auf zwei Länder – China und Indien. Investitionen in eine gut ausgebaute Dateninfrastruktur können Abhilfe verschaffen.
„Unsere Daten zeigen einen klaren Trend zu einer zunehmenden Konzentration der Produktion auf einige wenige Ländern, nämlich China und Indien“, erklärt Peter Klimek vom Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) und dem Complexity Science Hub. Ein Trend, der sich während der Pandemie noch weiter beschleunigt hat.
Diese Abhängigkeiten sind nicht bei direkten Importen erkennbar, treten allerdings deutlich zutage, je weiter man die Wertschöpfungskette zurückverfolgt. So sind Zwischenprodukte und pharmazeutische Wirkstoffe (API) stärker konzentriert als unverpackte und verpackte Produkte. 76 % der Produktionsstätten für Zwischenprodukte und 59 % der Hersteller von APIs befinden sich in China und Indien.
„Kommt es hier zu einem Engpass, sind auch mögliche Ersatzprodukte wahrscheinlicher von Engpässen betroffen“, so Klimek. Die geschätzte Zahl der Engpässe, die durch Substitution behoben werden könnten, hat sich von 2018 bis 2020 halbiert.
Diese Abhängigkeiten sind nicht bei direkten Importen erkennbar, treten allerdings deutlich zutage, je weiter man die Wertschöpfungskette zurückverfolgt. So sind Zwischenprodukte und pharmazeutische Wirkstoffe (API) stärker konzentriert als unverpackte und verpackte Produkte. 76 % der Produktionsstätten für Zwischenprodukte und 59 % der Hersteller von APIs befinden sich in China und Indien.
„Kommt es hier zu einem Engpass, sind auch mögliche Ersatzprodukte wahrscheinlicher von Engpässen betroffen“, so Klimek. Die geschätzte Zahl der Engpässe, die durch Substitution behoben werden könnten, hat sich von 2018 bis 2020 halbiert.
PANDEMIE FÜHRTE ZU GERINGEREM BEDARF
Die Maßnahmen zur Bekämpfung der SARS-CoV-2-Pandemie haben auch die Zirkulation anderer Erreger reduziert. Infolgedessen gingen sowohl die Nachfrage als auch der Verbrauch von Antibiotika in der Bevölkerung und in den Krankenhäusern während der Pandemie drastisch - um etwa 20 % - zurück.
Als 2022 zahlreiche Länder die Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 einstellten, stieg der Antibiotikaverbrauch dementsprechend an. In Kombination mit geografisch konzentrierten Produktionssystemen kam es in weiten Teilen der Welt zu einem Engpass.
Als 2022 zahlreiche Länder die Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 einstellten, stieg der Antibiotikaverbrauch dementsprechend an. In Kombination mit geografisch konzentrierten Produktionssystemen kam es in weiten Teilen der Welt zu einem Engpass.
DIE SITUATION IN ÖSTERREICH
In Kundl, in Österreich befindet sich eine der wenigen europäischen Produktionsstätten für Antibiotika. Trotzdem standen (laut österreichischem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, Stand: 9. März 2023) mehrere Produkte auf der Liste der in Österreich nicht erhältlichen Antibiotika.
„Unsere Daten zeigen, dass Österreich hinsichtlich der Lieferketten an engsten mit Spanien verbunden ist“, so Klimek. Durch indirekte Abhängigkeiten befinde sich China aber direkt dahinter auf Platz zwei.
„Unsere Daten zeigen, dass Österreich hinsichtlich der Lieferketten an engsten mit Spanien verbunden ist“, so Klimek. Durch indirekte Abhängigkeiten befinde sich China aber direkt dahinter auf Platz zwei.
WAS TUN?
Um Arzneimittelknappheiten in Zukunft besser quantifizieren und vorherzusagen zu können, bedarf es sowohl kurzfristiger als auch langfristiger Maßnahmen. „Mit am wichtigsten wird es sein, Investitionen in Daten-, Planungs- und Prognoseinfrastruktur zu tätigen, um den Bedarf an Antibiotika zu messen, zu kennen und prognostizieren zu können", erklärt Klimek. Dabei sollte der Fokus auf jenen Arzneimitteln liegen, für die Ersatzstoffe ebenfalls fehlen.
Außerdem müsse größerer Wert auf Versorgungssicherheit gelegt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Denn ein gut gestalteter Markt sollte das Risiko einer Störung internalisieren. „Die Marktstrukturen bei Antibiotika sind heute stark internationalisiert. Dies führt zu niedrigen Preisen, was wünschenswert ist. Leider erweist sich die Versorgungssicherheit immer wieder als Schwachpunkt. Es sollte über ein Marktdesign nachgedacht werden, bei dem die Gesundheitspolitik nicht eingreifen muss und trotzdem die Versorgungssicherheit gewährleistet ist“, so Koautor Klaus Friesenbichler (ASCII und WIFO). Marktanreize für die Entwicklung neuer Antibiotika zu schaffen, wird besonders wichtig sein, da Resistenzen gegenüber bestehenden Produkten zunehmen. Ein Ausbleiben von neu- und weiterentwickelten Antibiotika birgt daher ein Risiko für die Gesellschaft.
Außerdem müsse größerer Wert auf Versorgungssicherheit gelegt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Denn ein gut gestalteter Markt sollte das Risiko einer Störung internalisieren. „Die Marktstrukturen bei Antibiotika sind heute stark internationalisiert. Dies führt zu niedrigen Preisen, was wünschenswert ist. Leider erweist sich die Versorgungssicherheit immer wieder als Schwachpunkt. Es sollte über ein Marktdesign nachgedacht werden, bei dem die Gesundheitspolitik nicht eingreifen muss und trotzdem die Versorgungssicherheit gewährleistet ist“, so Koautor Klaus Friesenbichler (ASCII und WIFO). Marktanreize für die Entwicklung neuer Antibiotika zu schaffen, wird besonders wichtig sein, da Resistenzen gegenüber bestehenden Produkten zunehmen. Ein Ausbleiben von neu- und weiterentwickelten Antibiotika birgt daher ein Risiko für die Gesellschaft.
ÜBER DAS
SUPPLY CHAIN INTELLIGENCE INSTITUTE AUSTRIA (ASCII)
Complexity Science Hub (CSH Vienna), Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Logistikum der Fachhochschule Oberösterreich (FH OÖ) und Verein Netzwerk Logistik (VNL) haben das Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) gegründet, um komplexe und globale Liefernetzwerke zu verstehen. Gefördert wird das ASCII vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft sowie dem Land Oberösterreich.