Basierend auf zwei großen US-Datensätzen zeigt eine neue Analyse des Complexity Science Hub (CSH): Tiefe soziale Spaltung macht ganze Gemeinschaften – reiche wie arme – anfälliger für Infektionskrankheiten.
Strukturelle Ungleichheiten, darunter unterschiedliche Wohlstandsverhältnisse und soziale Segregation, machen bestimmte Gruppen nicht nur anfälliger für gesundheitliche Krisen, sondern beschleunigen auch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, so ein internationales Forschungsteam.
In einer in Nature Scientific Reports veröffentlichten Studie stellen die Forschende ein neues Modell vor, das auf zwei umfassenden US-Datensätzen basiert: einem zu ökonomischen und sozialen Netzwerken aus 404 Metropolregionen in den Vereinigten Staaten sowie einem weiteren mit täglichen Covid-19-Falldaten aus Chicago. Damit untersuchte das Team den Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Faktoren und der Dynamik von Epidemien. „Wenn die soziale Segregation zunimmt, verschärft sich nicht nur die gesundheitliche Ungleichheit innerhalb der Gemeinschaft, auch insgesamt breitet sich die Krankheit mehr aus – die Gesamtprävalenz steigt", sagt Erstautor Sina Sajjadi vom CSH.
In einer in Nature Scientific Reports veröffentlichten Studie stellen die Forschende ein neues Modell vor, das auf zwei umfassenden US-Datensätzen basiert: einem zu ökonomischen und sozialen Netzwerken aus 404 Metropolregionen in den Vereinigten Staaten sowie einem weiteren mit täglichen Covid-19-Falldaten aus Chicago. Damit untersuchte das Team den Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Faktoren und der Dynamik von Epidemien. „Wenn die soziale Segregation zunimmt, verschärft sich nicht nur die gesundheitliche Ungleichheit innerhalb der Gemeinschaft, auch insgesamt breitet sich die Krankheit mehr aus – die Gesamtprävalenz steigt", sagt Erstautor Sina Sajjadi vom CSH.
EINE REGELRECHTE EXPLOSION
„Unsere Ergebnisse waren insofern überraschend, dass man meinen könnte, dass eine starke Trennung zwischen sozialen Gruppen die Übertragung einschränkt und zu weniger Infektionen führt“, so Sajjadi. „Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Laut unserem Modell führt hohe Segregation zu einer explosionsartigen Ausbreitung der Krankheit.“
„Es zeigt sich, dass das Infektionsrisiko steigt, wenn die Menschen keine wirksame Quarantäne einhalten können – vor allem in Gemeinschaften, in denen viele Menschen eng miteinander verbunden sind. Diese engen Kontakte können einen Ausbruch verursachen, der sich rasch über die Nachbarschaft und darüber hinaus verbreitet“, erklärt Koautorin Fariba Karimi, Leiterin des Algorithmic-Fairness-Teams am CSH und Professorin an der TU Graz.
TRÜGERISCHE SICHERHEIT
Hinzu kommt, dass Personen mit höherem Einkommen, die es sich eher leisten konnten, in Quarantäne zu gehen als Menschen mit niedrigerem Einkommen, basierend auf einem trügerischen Gefühl der Sicherheit vorzeitig zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren, sobald die Infektionsraten zurückgehen. Diese Dynamik schafft die Voraussetzungen für erneute Ausbrüche. So prognostizierte das Modell auch das Auftreten einer zweiten Spitze der Infektionsraten.
Darüber hinaus bestätigen die Ergebnisse, dass die Ungleichheit des Wohlstands das Infektionsgefälle vergrößert. Personen mit geringerem Einkommen, die weniger Mittel zur Selbstquarantäne haben, sind mit größerer Wahrscheinlichkeit Infektionen ausgesetzt, was zu höheren Infektionsraten in benachteiligten Gemeinschaften führt.
HYPOTHETISCHES „IDEALSZENARIO“
Die Forschenden betrachteten auch ein hypothetisches „ideales“ Szenario für jedes Großstadtgebiet, in dem alle Gruppen homogen gemischt waren. "Wir stellten fest, dass die Infektionsraten ohne Segregation in den meisten Ballungsräumen niedriger waren. Eine nicht segregierte Gemeinschaft wäre besser in der Lage, vor Infektionskrankheiten zu schützen", betont Sajjadi.
Den Forschenden zufolge unterstreichen die Ergebnisse den dringenden Bedarf an politischen Maßnahmen, die Einkommensungleichheit und sozialer Segregation entgegenwirken, insbesondere bei Pandemien. „Durch die Verringerung dieser Ungleichheiten können Regierungen die gesundheitlichen Auswirkungen künftiger Krisen abmildern und gefährdete Bevölkerungsgruppen schützen“, so Sajjadi und Karimi, die mit Forschenden aus der Türkei, den Vereinigten Staaten und dem Institut Inserm in Frankreich zusammengearbeitet haben.
Den Forschenden zufolge unterstreichen die Ergebnisse den dringenden Bedarf an politischen Maßnahmen, die Einkommensungleichheit und sozialer Segregation entgegenwirken, insbesondere bei Pandemien. „Durch die Verringerung dieser Ungleichheiten können Regierungen die gesundheitlichen Auswirkungen künftiger Krisen abmildern und gefährdete Bevölkerungsgruppen schützen“, so Sajjadi und Karimi, die mit Forschenden aus der Türkei, den Vereinigten Staaten und dem Institut Inserm in Frankreich zusammengearbeitet haben.
ÜBER DIE STUDIE
Die Studie "Structural inequalities exacerbate infection disparities“ von Sina Sajjadi, Pourya Toranj Simin, Mehrzad Shadmangohar, Basak Taraktas, Ulya Bayram, Maria V. Ruiz-Blondet und Fariba Karimi erschien in Nature Scientific Reports (doi: s41598-025-91008-w).
ÜBER DEN COMPLEXITY SCIENCE HUB
Der Complexity Science Hub (CSH) ist Europas wissenschaftliches Zentrum zur Erforschung komplexer Systeme. Wir übersetzen Daten aus einer Reihe von Disziplinen – Wirtschaft, Medizin, Ökologie, Sozialwissenschaften – in anwendbare Lösungen für eine bessere Welt. Gegründet im Jahr 2016, forschen heute über 70 Wissenschafter:innen am CSH, getragen von der wachsenden Notwendigkeit für ein fundiertes Verständnis der Zusammenhänge, die unserer Gesellschaft zugrunde liegen – vom Gesundheitswesen bis zu Lieferketten. Mit unseren interdisziplinären Methoden entwickeln wir die Kompetenzen, um Antworten auf heutige und zukünftige Herausforderungen zu finden.
Mitglieder des CSH sind AIT Austrian Institute of Technology, BOKU University, Central European University (CEU), IT:U Interdisciplinary Transformation University Austria, Medizinische Universität Wien, TU Wien, TU Graz, Universität für Weiterbildung Krems, Vetmeduni Wien, WU (Wirtschaftsuniversität Wien) und Wirtschaftskammer Österreich (WKO).
csh.ac.at
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